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Kolumne zum Porsche Carrera Cup in Hockenheim

Liebe Motorsportfreunde,

 

hinter mir liegt ein spannendes zweites Rennwochenende im Porsche Carrera Cup.

 

Dass ich zwei Mal die Pole-Position geholt habe und in der Gesamtwertung auf Platz zwei liege, wisst ihr ja schon.

Aber dass an dem Wochenende etwas passiert ist, was ich in 16 Jahren Motorsport noch nie erlebt habe, das wisst ihr vielleicht noch nicht.

 

Am Samstag ist direkt vor unserem Rennen die Startampel ausgefallen! Als wir in der Einführungsrunde waren, funkte uns plötzlich der Renndirektor an und teilte allen Fahrern mit, dass es einen technischen Defekt bei der Startampel gibt. Das Reglement sieht dann einen Start durch ein Flaggensignal vor. Der Renndirektor erklärte uns, wie das funktioniert und so bin ich zum ersten Mal in meinem Leben durch das Absenken der Deutschlandflagge ins Rennen gestartet. Dadurch war die Situation nicht mit einem normalen Ampelstart vergleichbar. Am Ende der Startgeraden konnte dann auch ein Konkurrent mit leichter Berührung an mir vorbeigehen. Dank meines Top-Autos blieb ich die gesamte Renndistanz an ihm dran, aber er verteidigte seine Linie und für mich gab es kein Vorbeikommen. Am Ende konnte ich sowohl am Samstag als auch am Sonntag auf Platz zwei 18 Punkte einfahren und das ist absolut in Ordnung.

 

Von außen sieht der Start eines Rennens immer relativ einfach aus und viele Fans machen sich gar keine Gedanken, was dahinter steckt. Bei dem Porsche 911 GT3 Cup muss man das perfekte Zusammenspiel zwischen Gaspedal und Kupplung finden und ganz genau den richtigen Schleifpunkt treffen. Lasse ich die Kupplung zu schnell los, drehen entweder hinten die Räder durch oder die Drehzahl fällt in den Keller. Lasse ich die Kupplung zu langsam los, überhitzt die Kupplung und ich verliere zu viel Leistung. Eigentlich bin ich von Haus aus ein guter Starter und ich denke, beim nächsten Rennen läuft auch das wieder so optimal wie im vergangenen Jahr.

 

Über das Thema Start sprach ich am Wochenende auch mit meinem peruanischen Teamkollegen Ricardo. Wir fahren beide für MRS GT-Racing und er ist ein supernetter Typ. Er ist der erste Peruaner, der in der 27-jährigen Geschichte des Carrera Cups in der Serie fährt. Wir sprechen Spanisch miteinander, denn als Kind habe ich vier Jahre in Spanien gelebt, weil mein Vater dort gearbeitet hat. Teamsprache mit dem Ingenieur ist für Ricardo Englisch und manche Dinge funktionieren auch auf Deutsch. Wenn uns jemand zuhört, hört er manchmal auch alles durcheinander. Das ist lustig, denn am Ende versteht man sich trotzdem.

 

In Hockenheim war auch mein größer Sponsor „ZF“ vor Ort. Da besteht ein tolles, enges Verhältnis und mittlerweile bin ich sogar offizieller ZF-Markenbotschafter. In unserem Cup-Porsche sind Dämpfer und Kupplung von ZF und neben meinen Einsätzen auf der Strecke bin ich für meinen Sponsor auch öfter bei Veranstaltungen unterwegs. Da kommt mir mein Fahrzeug-Ingenieursstudium entgegen, denn oft ergibt sich dann ein Fachgespräch über Teile und Rennautos.

 

So Leute, jetzt heißt es Tasche packen, denn als Motorsportprofi bin ich am Wochenende wieder im Porsche-Einsatz!

 

Bleibt mir gewogen!

 

Euer Christian